Karfreitag 2012
Jetzt ist die Zeit – Fastenzeit
Jetzt ist die Zeit:
Fasten-Zeit
Fasten-Zeit:
Aufbruch und Neuanfang
durch die Asche
hinaus aus dem Reich des Todes
hinein in das Wagnis des Lebens
Fasten-Zeit:
Sich den eigenen Mängeln stellen
wo auch immer
wie auch immer
aber immer neu
Fasten-Zeit:
Probe-Zeit
neue Wege wagen
gemeinsam anders handeln
Fasten-Zeit
jetzt ist die Zeit
Vergib, Herr …
Vergib,
dass wir nicht können,
was wir wollen:
Brot für alle schneiden
von dem großen Laib der Welt
und es mit jenen teilen,
die im Abfall wühlen.
Vergib uns,
dass wir wissen, was wir tun
und hilflos vor gedeckten Tischen sitzen,
unseren Wohlstand hüten und ständig sagen:
Ach, wir sind zu klein, zu machtlos,
viel zu wenig einflussreich,
den Hunger nach Gerechtigkeit zu stillen -
weit und breit.
(Vreni Merz)
Evangelium - (Lk 23,1 ff)
Jesus wird zum Tode verurteilt
„Die ganze Menge stand auf und ließ Jesus
zu Pilatus abführen und sie fingen an, ihn
anzuklagen. …
Pilatus aber sagte zu ihnen: ‚Ich finde keine
Schuld an diesem Menschen.’ …
Sie aber schrieen: ‚Hinweg mit ihm, lass uns
lieber den Barrabas frei – sonst bis du kein
Freund des Kaisers mehr!’ …
Da übergab er ihnen Jesus zur Kreuzigung –
er selbst aber wusch danach seine Hände in
Unschuld.“
Wenn du zum Tor des Lebens gelangen willst, musst du aufbrechen, einen Weg suchen,
der auf keiner Karte verzeichnet
und in keinem Buch beschrieben ist.
Dein Fuß wird an Steine stoßen,
die Sonne wird brennen
und dich durstig machen,
deine Beine werden schwer werden.
Die Last der Jahre wird dich niederdrücken.
Aber irgendwann wirst du beginnen,
diesen Weg zu lieben.
Weil du erkennst, dass es dein Weg ist.
Du wirst straucheln und fallen,
aber die Kraft haben, wieder aufzustehen.
Du wirst Umwege und Irrwege gehen,
aber dem Ziel näher kommen.
Alles kommt darauf an,
den ersten Schritt zu wagen.
Denn mit dem ersten Schritt
gehst du durch das Tor
Evangelium - (Joh 19,1-3)
Jesus wird gegeißelt und verspottet
Darauf ließ Pilatus Jesus geißeln.
Die Soldaten flochten einen Kranz aus Dornen und setzten ihn auf sein Haupt;
sie legten ihm einen purpurroten Mantel um; traten zu ihm und sagten:
‚Heil dir, du König der Juden!‘
Dabei schlugen sie ihn ins Gesicht.
So trieben sie ihren Spott mit ihm. Dann führten sie ihn zur Kreuzigung.
Emmausjünger
der karfreitag
die passion
die trauerklage der kirche
um ihn
ich sah ihn
in diesen tagen
immer von vorn
noch in der osternacht
stand er vor mir
jetzt lese ich lukas
der Fremde
auf dem weg
an ihrer Seite
nur wenn
er stehen blieb
konnten sie ihn
auch von vorne sehen
nur dann
er aber ging weiter
mit ihnen
seite an seite
(nach: Wilhelm Bruners)
Evangelium - (Joh 19,23-24 ff)
Kreuzigung Jesu und Verteilung der Kleider
Nachdem sie Jesus gekreuzigt hatten, nahmen
die Soldaten seine Kleider und machten vier
Teile daraus - für jeden Soldaten einen Teil.
Der Rock Jesu aber war ohne Naht, von oben
an als Ganzes gewebt. Deshalb sagten sie
zueinander: ‚Lasst uns ihn nicht zerteilen,
sondern das Los darum werfen, wem von uns
er gehören soll.’
So sollte sich das Schriftwort erfüllen:
‚Sie haben meine Kleider unter sich verteilt -
und über mein Gewand das Los geworfen’.“
Ausgebrannt ...
Für dich -
deine Hoffnung und deine Kraft
sind am Ende:
Am dunklen Himmel leuchtet ein Stern!
Für dich -
du siehst keine Zukunft mehr:
Die Wolken ziehen weiter!
Für dich -
du spürst keine Liebe mehr,
voll Trauer ist dein Herz:
Das Kreuz ist aufgerichtet.
Johannes hält Maria im Arm!
Für dich -
du hast das Gefühl,
das alles umsonst war:
Josef, der Freund,
sucht für Jesus ein Grab,
es wird ihn nicht halten.
Wider-Sprüche
vom Gott des Lebens
gegen den Tod –
Funken der Hoffnung –
Zeichen seiner Nähe
und Segen für dich
in dieser dunklen Stunde.
Amen.
Herbert Jung
„Gesegnet sei dein Tag“
(Segensgebete für Seelsorge und Gottesdienst)
Evangelium - (Mt 27.45-51.54)
Sterben und Tod Jesu
Von der sechsten bis hin zur neunten Stunde herrschte Finsternis im ganzen Land.
Um die neunte Stunde schrie Jesus laut:
„Eli, Eli, lema sabachtani?“ – und das heißt:
„Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
Einige von denen, die dabeistanden und es hörten, sagten:
Er ruft nach Elia. Sogleich lief einer von ihnen herbei – er nahm einen Schwamm und füllte ihn mit Essig.
Dann steckte er ihn auf einen Stab und gab Jesus zu trinken.
Doch die anderen sagten: Lass das, wir wollen sehen, ob Elija kommt und ihn rettet.
Da schrie Jesus noch einmal laut – dann gab er seinen Geist auf und starb.
Da riss der Vorhang im Tempel von oben bis unten entzwei.
Die Erde bebte und die Felsen spalteten sich.
Und als der Hauptmann und die Männer, die mit ihm zusammen Jesus bewachten,
das Erdbeben wahnahmen und all das, was geschah, da er-schraken sie sehr und sagten:
Wahrhaftig, er war wirklich Gottes Sohn.
Karfreitag - „Tod kündet Leben“
Maria
und
Johannes
durchdrungen von einer Liebe die Nein sagt zum Tod
und das Leben nicht sterben lässt
und aushält
Leid
und Blut
und Tod
- ohne davonzulaufen
Maria
und
Johannes
ganz und gar gepackt mit Haut und Haaren
bei der Sache
keine Frage der Entscheidung mehr
wie nahe sie sich gehen lassen
wofür sie gelebt haben
- und mit wem
„siehe, dein Sohn“
siehe, deine Mutter“
Maria
und
Johannes
harren aus
die Ersten der neuen Menschheitsfamilie
Frau und Mann
alt und jung
letzte Zeugen unterm Kreuz
erste Zeugen des Lebens
das ohne Grenzen ist.
Vera Krause
E v a n g e l i u m -(Joh 19,25-27)
Maria und Johannes unter dem Kreuz
Beim Kreuz Jesu standen Maria, seine Mutter,
und die Schwester seiner Mutter, Maria, die
Frau des Klopas, und Maria Magdalena.
Als Jesus seine Mutter sah und neben ihr Johannes,
den Jünger, den er liebte, sagte er zu seiner Mutter:
„Frau, siehe deinen Sohn!“
Darauf sagte er zu dem Jünger:
„Siehe, deine Mutter!“ -
Und von dieser Stunde an nahm sie der Jünger in sein Haus auf.
Friedensfürst
als er sich von seinen Freunden verabschiedete,
hängte er ihnen keine Orden an die Brust
stufte er sie
keine gehaltsgruppe höher
beförderte er sie
nicht auf
den oberen posten
verlieh er ihnen
keinen titel
als er sich
von seinen freunden
verabschiedete
gab er ihnen
seinen langen Atem
(nach: Wilhelm Bruners)
Auferstehung ...
Steh auf, der du enttäuscht bist.
Steh auf, der du keine Hoffnung mehr hast.
Steh auf, der du unter großer Langeweile leidest.
Steh auf, der du keine Ideen und keine Fantasie
mehr entwickelst.
Steh auf, der du die Begeisterung verloren hast.
Steh auf, der du keine Lebenslust mehr verspürst.
Steh auf, denn Gott gibt dir die Kraft dazu.
Steh auf, der du deine Talente verkümmern lässt.
Steh auf, der du nicht mehr staunen kannst.
Steh auf, der du das Vertrauen zu Gott verloren hast.
Steh auf, der du die Kirche verlassen hast.
Steh auf, der du dein Christ-sein links liegen lässt.
Steh auf, denn Gott braucht gerade dich.
Steh auf, der du leidest.
Steh auf, der du ein schweres Kreuz zu tragen hast.
Steh auf, der du dich verlassen und verstoßen fühlst.
Steh auf, der du verzweifelt bist.
Steh auf, der du am Boden zerstört bist.
Steh auf, denn Gott will, dass du lebst.
Er will, dass du auflebst.
Er will, dass du aufrecht gehst.
Und Gott will, dass du einmal für immer bei ihm lebst
und bei ihm ein ewiges Zuhause findest.
aus:
Bardeler Fasten-Meditationen 2010
Evangelium - (Mk 16,1 – 8)
Die Frauen am Grab des Auferstandenen
Als der Sabbat vorüber war, kauften Maria aus Magdala,
Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle,
um damit zum Grab zu gehen und Jesus zu salben.
Am ersten Tag der Woche kamen sie so in aller Frühe zum Grab,
als eben die Sonne aufging.
Sie sagten zueinander: Wer könnte uns den Stein vom Eingang des Grabes wegwälzen?
Doch als sie hinblickten, sahen sie, dass der Stein, der sehr groß war, schon weggewälzt war.
Sie gingen in das Grab hinein und sahen auf der rechten Seite einen jungen Mann sitzen,
der mit einem weißen Gewand bekleidet war – und sie erschracken sehr.
Er aber sagte zu ihnen: Erschreckt nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten.
Er ist auferstanden und nicht mehr hier. Seht, da ist die Stelle, wo man ihn hingelegt hatte.
Nun aber geht und sagt seinen Jüngern, vor allem dem Petrus:
Er geht euch voraus nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen, wie er es euch gesagt hat.
Sie verließen das Grab und flohen, denn Schrecken und Entsetzen hatte sie gepackt.
Und sie sagten niemand etwas davon, denn sie fürchteten sich.
O S T E R N - das Fest des Lebens
Am dritten Tag ist ER auferstanden.
Indem Er den Tod auf sich nahm
und indem Er ihn überwand,
bewies der menschgewordene Gottessohn
der Welt die Kraft
der allumfassenden göttlichen Liebe.
Das Licht überwindet
die Finsternis und das Chaos –
immer wieder,
auch in unserem Leben,
auch da, wo alles hoffnungslos scheint.
Wenden wir uns vertrauensvoll
dem Licht und dem Leben zu.
Lassen wir uns erfassen und durchdringen
von ihrer Fülle.
Seien wir selber Licht und Leben.
Wenn wir vermehrt mit dem Herzen sehen,
werden wir nicht mehr
machtlos am Leiden leiden,
sondern wir wissen,
wie wir ihm begegnen können:
gefasst, zugewandt, zuversichtlich, tätig.
So können wir die Dunkelheit
eines manchmal aussichtslos scheinenden Alltags
mit unserer Liebe durchdringen,
erhellen und überwinden.
Jetzt ist Christus wirklich auferstanden.
Jetzt hat ER uns wirklich erlöst,
und wir können Ostern feiern für und für.
Christine Bucher
Ich wünsche uns Osteraugen,
die im Tod bis zum Leben,
in der Schuld bis zur Vergebung,
in der Trennung bis zur Einheit,
in den Wunden bis zur Herrlichkeit,
im Menschen bis zu Gott,
in Gott bis zum Menschen,
im Ich bis zum Du
zu sehen vermögen.
Und dazu alle österliche Kraft.
Klaus Hemmerle