Karfreitag 2008

 

Auch dieses Jahr fand am 21.03.2008 um 21:00 Uhr wieder eine Karfreitagsmeditaion statt.
Hier ein Auszug aus Bildern und Texten.







Als Kain schwerfällig 
Früchte ins Feuer wirft 
und der Rauch 
sich auf das Land legt, 
schaut Abel hinüber 
und weint. 

Als Abel behend 
sein Lamm in die Glut gibt 
und der Rauch 
gegen die Berge zieht, 
schaut Kain hinüber 
und grollt. 

Kain kennt sich - Abel kennt Kain 
Kain zürnt - Abel verzeiht 
Kain hasst - Abel liebt 
Kain tötet - Abel stirbt 

W o ist dein Bruder - deine Schwester? 
W e r ist dein Bruder - deine Schwester? 
Be-hüte sie! 

(aus + nach: „nebenan ist Jericho“ 
von Paul Reding
 



Geschunden ... 

Sophea aus Kambodscha ist ein Opfer von Menschenhändlern. 

Angebliche Arbeitsvermittler zwangen die 15-jährige zur Prostitution in Malaysia. 
Eine internationale Hilfsorganisation half, Sophea zurück nach Kambodscha zu bringen. Sie kam in einem von dieser Organisation geförderten Zentrum für missbrauchte Mädchen unter. Seit kurzem lebt sie wieder zu Hause und geht wieder zur Schule. 

Weltweit fallen mehr als eine Million Mädchen und Jungen aus armen Familien skrupellosen Menschenhändlern zum Opfer. Sie werden dann als Bettler, Dienstmädchen, Arbeiter oder Prostituierte ausgebeutet – viele Kinder kehren nie mehr nach Hause zurück. 


Meditation - Versöhnung + Frieden

 

Herr Jesus Christus,
du willst, dass wir eins sind.
Darum bringen wir vor dich
die Einsamkeit in unserer Welt,
die Einsamkeit vieler junger und vieler alter Menschen.
Mach du uns Mut,
aus uns herauszugehen und auf andere zuzugehen.
Darum bringen wir vor dich
die Hoffnungslosigkeit in unserer Welt,
die Hoffnungslosigkeit
der Asylbewerber
der Rechtsradikalen
der Sinti und Roma.
Mach du uns Mut,
ihnen zu begegnen
und das offene Gespräch mit ihnen zu suchen.
Darum bringen wir vor dich
die Gewalt in unserer Welt,
die Gewalt der Besitzenden und Arbeitenden
der reichen Länder und ihrer Militärs
der Ohnmächtigen.
Mach du uns Mut,
Formen der gewaltlosen Auseinandersetzung zu (er)finden,
die uns immer wieder dazu bringen,
uns an einen Tisch zu setzen.
Darum bringen wir vor dich
unsere Unfähigkeit, ehrlich und offen eins zu sein
mit den Menschen, mit denen wir zusammen wohnen.
Mach du uns und allen Menschen Mut,
den eigenen Weg gehen zu können
und dabei unsere eine Welt nicht aus den Augen zu verlieren.
Und so bitten wir dich, Jesus Christus,
hilf uns in deinem Geist miteinander zu leben
und in deinem Namen unsere Welt zu gestalten.
A m e n

 

(Verfaßt von Steffi aus dem Examenskurs)




J e s u s

Mit einer Schar von Freunden und Freundinnen
durch Galiläas Dörfer und Städte ziehend,
hat er Kranke geheilt und Geschichten erzählt
von der Weltleidenschaft des ewigen Gottes.

Privilegien der Klasse und Bildung galten ihm nichts,
zu seinem Umgang zählten Tagelöhner und Zöllner.
Und wo sich Mangel zeigte an Nahrung und Getränk,
da teilte er Fische, Brot und Wein aus für viele.

Die Gewalt von Machthabern verachtete er,
den Gewaltlosen hat er die Erde versprochen.
Sein Thema war: die Zukunft Gottes auf Erden,
das Ende von Menschenmacht über Menschen.

In einer patriarchalischen Welt blieb er der Sohn
und ein Anwalt unmündiger Frauen und Kinder.
Wollten ihn die Galiläer gar zum König erheben?
Doch er ging hinauf nach Jerusalem:

Auf einem jungen Esel kam er geritten –
der Kleine-Leute – Messias.

Die Finger einer Halbweltdame vollzogen
die Salbung an ihm.
Und bald verwirrt, bald euphorisch folgten ihm
die Freunde, die Jünger,
um bei seiner Verhaftung ratlos unterzutauchen
ins Dunkel.

Über sein Schweigen hin rollte der schnelle Prozeß,
ein Afrikaner schleppte für ihn
den Balken zum Richtplatz hinaus.
Stundenlang hing er am Kreuz –
eine Folter mit tödlichem Ausgang.
Und drei Tage später
die nicht zu erwartende Wendung.

Anstatt sich verstummt ins bessere Jenseits
zu verziehen,
brach er von neuem auf in das grausame Diesseits –
zum langen Marsch durch die vielen Labyrinthe
der Völker, der Kirchen und unserer Unheilsgeschichte.

Oft wandelt uns jetzt die Furcht an,
er könnte sich schon lang verirrt und verlaufen haben,
entmutigt und vielleicht verschollen für immer.
Oder bricht er noch einmal den Bann –
so wie einst an Ostern?

Und also erzählen wir weiter von ihm
die Geschichten seiner rebellischen Liebe,
die uns aufwecken vom täglichen Tod –
und vor uns bleibt:
was noch alles möglich war.

nach: „Jesus“
aus: Auszeiten

 

Komm heraus

lange genug die Augen zugemacht
nur nach dir geschaut
den Bettler in der Fußgängerzone nicht sehen wollen
die pastellfarbene Blütenknospe nicht mehr wahrgenommen
blind geworden
lange genug Watte in den Ohren gehabt
nur auf dich gehört
den Hilferuf des jungen Ausländers überhört
dem Gesang der Vögel nicht gelauscht
taub geworden
lange genug liegengeblieben
in dich zusammengerollt
bloß nicht aufstehen
bloß nicht hinsehen
wenn ausländische Mitbürger entwürdigt werden
die Synagoge brennt
lahm geworden
lange genug ruhig gewesen
Selbstgespräche geführt
das versöhnende Wort verweigert
die Anerkennung nicht ausgesprochen
stumm geworden
lange genug unberührbar geblieben
das Leben abgewehrt
gefangen in Selbstmitleid
von trügerischem Schein gebannt
tot gewesen
es ist genug
komm heraus!
du warst tot genug
jetzt gilt es zu leben

Andrea Schwarz,
Verlag Herder, Freiburg


E v a n g e l i u m(Mk 16,1 – 8)
(Die Frauen am Grab des Auferstandenen)

Als der Sabbat vorüber war, kauften Maria aus Magdala, Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um damit zum Grab zu gehen und Jesus zu salben.
Am ersten Tag der Woche kamen sie so in aller Frühe zum Grab, als eben die Sonne aufging. Sie sagten zueinander: Wer könnte uns den Stein vom Eingang des Grabes wegwälzen?
Doch als sie hinblickten, sahen sie, dass der Stein, der sehr groß war, schon weggewälzt war. Sie gingen in das Grab hinein und sahen auf der rechten Seite einen jungen Mann sitzen, der mit einem weißen Gewand bekleidet war – und sie erschracken sehr.
Er aber sagte zu ihnen: Erschreckt nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auf-erstanden und nicht mehr hier. Seht, da ist die Stelle, wo man ihn hingelegt hatte.
Nun aber geht und sagt seinen Jüngern, vor allem dem Petrus: Er geht euch voraus nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen, wie er es euch gesagt hat.
Sie verließen das Grab und flohen, denn Schrecken und Entsetzen hatten sie gepackt. Und sie sagten niemand etwas davon, denn sie fürchteten sich.

Evangelium unseres Herrn Jesus Christus.