Karfreitag 2006

Meditation zu Karfreitag

 

Wie im vergangenen Jahr fand auch am 14.04.2006 eine Meditation zu Karfreitag statt.

Diesmal beleuchtete Pfarrer Schaefer besonders die Person der Maria, die von der Geburt ihres Sohnes Jesus bis zu seinem Tod am Kreuz einen schweren Weg zu gehen hatte.

Ebenso wurde der Charakter des Pilatus genauer betrachtet und dessen Handeln als richterliche Instanz.

Wichtig war für uns bei dieser Meditation auch der Ausblick nach Ostern und damit auf die Auferstehung.
Hier sind noch einmal einige Gedanken zur Meditation zusammengefasst:

 

J e s u s
Wäre ER nicht in einem Stall,
sondern in einem Palast geboren –
Wäre ER kein Freund der Hirten ,
sondern der feinen Leute gewesen –
Wäre ER nicht für die Sünder,
sondern für die Frommen gekommen –
dann wäre Er für mich
längst gestorben.
und
Wäre ER vom Himmel heruntergefallen
und nicht von unten gekommen –
Hätte ER über allem gestanden
und nicht auf den Knien gelegen –
Hätte ER auf einem Thron gesessen
und nicht am Kreuz gehangen –
dann würde ich zu IHM
nicht hinaufschauen.


Stall und Kreuz

In einem Stall von Bethlehem geboren zu werden,

ist für den König der Könige keine Erniedrigung.

Eine Welt des Unrechts, des Krieges, der Einsamkeit

ist für den König der Könige eine Herausforderung.

Verraten, verstoßen, geprügelt, getötet zu werden,

ist für den König der Könige nur Erfüllung.

Stall und Kreuz des Königs der Könige sind für uns

Zeichen der Hoffnung.

 

 

 

P i l a t u s

Wie vorsichtig taktierende Beamte sind,

will sich Pialtus nicht festlegen und

wäscht erst einmal seine Hände

symbolisch im Wasser der Unschuld.

Andere werden sie waschen

in Blut.

 

 

Maria,
ich leide mit dir.
Dein Kind, dein Sohn wurde verschleppt,
gefoltert, ermordet.
Ich sehe wie du dich quälst.
Deine Hoffnung - sie hängt da:
zerschlagen, blutleer, am Ende.
Deine Seele pries die Größe des Herrn.
Wo ist der Herr?
Wo zeigt sich seine Größe,
die dir den größten Mut,
die Zuversicht deines Lebens schenkte – dein J A ?
Was ist übrig außer dem Rest Mensch,
der da am Kreuz hängt:
verspottet, verlassen, gescheitert?
Und du? - verzweifelt? - gebrochen?
oder nur noch leer? - Was hat dein J A genutzt?


Maria und Johannes
durchdrungen von einer Liebe die Nein sagt zum Tod
und das Leben nicht sterben lässt
und aushält - Leid und Blut und Tod - ohne davonzulaufen.
Maria und Johannes
ganz und gar gepackt - mit Haut und Haaren bei der Sache.
Keine Frage der Entscheidung mehr
wie nahe sie sich gehen lassen
wofür sie gelebt haben - und mit wem
„siehe, dein Sohn“ - „siehe, deine Mutter“
Maria und Johannes harren aus -
die Ersten der neuen Menschheitsfamilie.
Frau und Mann - alt und jung
letzte Zeugen unterm Kreuz
erste Zeugen des Lebens
das ohne Grenzen ist.


Ich wünsche uns Osteraugen,
die im Tod bis zum Leben,
in der Schuld bis zur Vergebung,
in der Trennung bis zur Einheit,
in den Wunden bis zur Herrlichkeit,
im Menschen bis zu Gott,
in Gott bis zum Menschen,
im Ich bis zum Du
zu sehen vermögen.
Und dazu alle österliche Kraft.

Ostern wird,

wo wir dem Lebendigen begegnen –
in unserem Innern, in unserem Nächsten.
Brechen wir heute zu dieser Begegnung auf !


Lass mich auferstehen ...
aus meinen Ängsten, damit ich frei leben kann.
aus meiner Schuld, damit ich Vergebung erfahre.
aus meinen Grenzen, damit ich nicht an mich gebunden bin.
aus meiner Sattheit, damit ich meine Seele spüre.
aus meiner Blindheit, damit ich die Not der Menschen sehe.
aus meiner Ruhelosigkeit, damit ich Frieden finde.
aus der Kälte, damit ich Wärme und Güte verschenken kann.
aus meiner Enge, damit ich selbstlos lieben kann.
aus dem Dunkel, damit Licht mein Leben durchstrahlt.
aus meiner Starrheit, damit ich weit und offen werde für andere.
aus meiner Schwerfälligkeit, damit ich staunen und danken kann.


Die Freude des Ostermorgens

kann das Leid dieser Welt nicht beseitigen –

aber sie kann die Gewissheit geben,

dass Gott uns nicht allein lässt.