Reisebericht 2011
Die Straßenkinder in St. Petersburg und ihr „Vadder“ Michael Schaefer
Für Pfarrer Michael Schaefer stand vom 19. - 29. September 2011 wieder ein wichtiger Termin im Kalender: Seine Reise in das Heim „Bereg - Das Ufer“ in St. Petersburg. Für ihn war es die dreizehnte Reise und für seinen Begleiter und Mitstreiter Oliver Buchholz die zweite. Marc Naumann konnte aus beruflichen Gründen wieder nicht dabei sein. Wie jedes Jahr ging es auch diesmal darum, sich vor Ort ein Bild von der Arbeit und dem Projekt zu verschaffen, das nun schon seit über achtzehn Jahren von Pfarrer Schaefer betreut und finanziell tatkräftig unterstützt wird. Zudem war es natürlich auch ein „Familientreffen“, bei dem die langjährigen Beziehungen zu den Mitarbeitern gestärkt wurden. Bei den Kindern und Jugendlichen ist es zwar teilweise auch immer eine sehr unterschiedliche Erfahrung, da es jedesmal zwar noch Heimbewohner gibt, die schon länger da sind, aber auch neue, die ich noch nicht kenne und die mich halt nur vom Erzählen kennen.
Wie fast in jedem Jahr hatten sich die Bestimmungen für die Einreise nach Russland wieder verändert, wobei allerdings keiner so genau sagen konnte, was sich nun letztlich geändert hat. Entsprechend mühsam war es daher, die für diese Reise erforderlichen Formalitäten zu erledigen, zumal eine entsprechende Einladung aus Russland vorliegen muss, damit überhaupt erst ein Visum beantragt werden kann und ausgestellt wird - denn ohne gültiges Visum geht einfach gar nichts.
Jedenfalls war die Freude wie immer groß, als Oliver und ich am Tag nach unserer nächtlichen Ankunft in St. Petersburg am anderen Tag endlich im Heim ankamen und die Kinder und Jugendlichen nach und nach von der Schule nach Hause kamen. Bei denen, die uns noch vom letzten Jahr her kannten, gab es eine stürmische Begrüßung, während bei den anderen, denen wir fremd waren und sie uns, zunächst noch ein wenig Scheu da war und sie uns erstmal „beschnuppern“ mussten. Aber das gegenseitige Kennenlernen war schnell erledigt - und das „Familienleben“ klappte wie immer gut und ohne weitere „Berührungsängste“.
Soweit das organisatorisch möglich ist, verbringen wir natürlich bei jedem Besuch so viel Zeit wie möglich mit den Kindern und Jugendlichen sowie mit den Mitarbeitern von „Bereg“. Daher sind wir sehr viel im Heim oder mit den Kindern bei den verschiedensten Unternehmungen unterwegs. Für mich (und inzwischen ebenso für Oliver) ist es sehr wichtig, dass die Zusammenarbeit mit dem Heim - und damit also mit denen, die dort wohnen und arbeiten - eben nicht irgendein „anonymes Unternehmen“ ist, sondern ein wirkliches Miteinander, bei dem jede Seite die andere wirklich kennt und schätzt. Nur so ist es möglich, dass beide Seiten vertrauensvoll zusammenarbeiten, dazu in die gleiche Richtung schauen und gemeinsam auf das eigentliche Ziel zugehen. Dieses Ziel ist es nun mal, unseren gestrauchelten Kindern und Jugendlichen ein (neues) zu Hause zu geben und mit ihnen zusammen an das „sichere Ufer“ zu kommen, von dem aus sie in ein neues und sinnvolles Leben starten können.
Zum anderen geht es bei unseren Besuchen in St. Petersburg aber auch immer wieder darum, den ungeheuren Einsatz der Mitarbeiter entsprechend zu würdigen und ihnen die Anerkennung zu zeigen und auszusprechen, die sie für diese sicher nicht einfache und dazu sehr verantwortungsvolle Arbeit rundum verdienen. Dazu sollen sie bestärkt und ermutigt werden, den Weg unbeirrt weiter zu gehen, wenn es gelegentlich äußerst hart und mühsam wird. Denn einzelne Rückschläge mit und bei den Kindern bleiben leider nicht ganz aus - und das ständige und allzu oft unsinnige sich rumschlagen mit den verschiedensten Behörden kostet häufig ungeheuer viel Kraft.
Ein weiterer und wichtiger Punkt bei diesen jährlichen Reisen ist die Erstellung des Haushaltsplanes für das folgende Jahr, zumal das Heim überwiegend mit den Geldern finanziert wird, die ich hier in Deutschland - und dabei vor allem bei den Menschen im Saarland - für dieses Projekt sammle. Für 2011 müssen von mir für „Bereg - Das Ufer“ 70.000,-- € aufgebracht werden, von denen bis jetzt (Mitte November) noch 20.000,-- € fehlen. Ich bin aber zuversichtlich, dass mit der Hilfe vieler hilfsbereiter Menschen und durch Aktionen von Gruppen und Vereinen (wie z. B. der Weihnachts-Basar in unserem Krankenhaus und dem Benefiz-Konzert des Grosswald-Chores und weitere andere Veranstaltungen) die für dieses Jahr erforderliche Summe doch erreicht wird.
Ich kann - und das erst recht im Rückblick auf das, was ich bei meinen Besuchen in unserem Heim immer wieder erlebe - nur das wiederholen, was ich öfters sage: „Wenn die Arbeit für die Straßenkindern auch viel Einsatz fordert, so ist er dennoch ungeheuer sinnvoll. Kinder und Jugendliche, die von der Straße und aus total kaputten Familien kommen und völlig perspektivlos sind, finden bei uns die Hilfe und Unterstützung, die ihnen tragfähige Chancen für ein sinnvolles Leben eröffnen. Und es tut immer wieder gut zu erfahren, wie konsequent und eisern die jungen Menschen diese nutzen - und irgendwann ihren guten Weg gehen. Sie haben ein „sicheres und rettendes Ufer“, das ihnen - meistens sogar erstmals - einen neuen Start ermöglicht.
Ich kann daher - und das auch im Namen meiner Kinder und aller Mitarbeiter - nur ganz herzlich allen danken, die meine Arbeit mit den Straßenkindern in „Bereg - Das Ufer“ durch ihren Einsatz und ihre Spenden unterstützen. Nur mit Ihrer Hilfe ist das, was wir in St. Petersburg tun und leisten, überhaupt möglich. Umso mehr freut es mich Ihnen versichern zu können, dass Ihre Spenden ungekürzt den Kindern zu Gute kommen, da unvermeidliche Kosten anderweitig finanziert werden.
Michael Schaefer
Straßenkinder - St. Petersburg
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